06.11.2014, verfasst von: Rehling, Anke
„Was man Menschen gibt, wenn man ihnen Bildung ermöglicht“: Auf jeden Fall Freude und Zuversicht, wie Betty in der Nähschule ausstrahlt.
Aus dem Traum zweier Menschen können Perspektiven für Hunderte werden – wie im Fall des Ewaldi Children Education Fund. Mit Patenschaften und eigener Schule ermöglicht er 300 Kindern im Nakaseke District im afrikanischen Uganda, deren Eltern an AIDS leiden oder gestorben sind, den Besuch der Ewaldi Community School und – bei Bedarf – das Internatsleben. Wie wertvoll das ist, davon überzeugten sich in den Herbstferien 23 ECEF-Unterstützer aus Bocholt und Umland im Alter zwischen zehn und 71 Jahren vor Ort.
Mit dabei bei dieser sechsten Projektreise war André Bösing, Schulseelsorger am Bischöflichen St.-Josef-Gymnasium in Bocholt. Er war es, der 1997 mit dem ugandischen Sozialarbeiter Steven Sango „angesichts des Elends in den von AIDS betroffenen Familien davon träumte, den Kindern zu helfen.“ Die Männer beließen es nicht beim Träumen: 2003 gründeten sie ECEF, den Sango heute auf ugandischer Seite leitet. Auf deutscher Seite ist er an die Gemeinde Ss. Ewaldi – heute St. Josef Bocholt – angebunden, André Bösing koordiniert es.
Er erzählt, dass vor allem die Patenschaften die Grundlage für das Projekt legten. „Damit wollten wir Kindern, die aus einem Umfeld ohne Wärme und Entwicklungsmöglichkeiten kamen, maßgerechte Pädagogik bieten“, erklärt er. Der Gedanke, eine Schule zu errichten, war da nur konsequent. Im Jahr 2007 legte ECEF den Grundstein; jetzt wurde die Ewaldi Community School offiziell eingeweiht. Die dazu veranstaltete große Feier mit viel ugandischer Prominenz war zugleich Anlass für den aktuellen Besuch der deutschen Gruppe.
Mit dabei waren unter anderem Jürgen Willing und seine Frau. Der Geschäftsführer der Firma Tekloth GmbH half bei Problemen mit der Photovoltaikanlage, weitere Aufgaben rund um die Einweihung ergaben sich. Schließlich sind – nach Aula, Schlafsaal, Wassertank, Lernküche und Schulgarten – nun eine Nähschule und eine Trenntoilettenanlage im Bau.
Willing hat die Arbeit gefallen: „Das gab mir auch Gelegenheit, mal wieder die Grundlagen meines Handwerks zu praktizieren.“ Der Unternehmer war das erste Mal in Uganda und prompt „begeistert von dem, was da entstanden ist.“ Allerdings räumt er ein: „Die Eindrücke waren gemischt, auf der einen Seite die grenzenlose Armut der Kinder, auf der anderen Seite die unerwartet grüne Umgebung und die beeindruckende Zufriedenheit der Leute.“ In jedem Fall sei es eine Reise gewesen, „die meine Frau und ich immer wieder machen würden.“
Das würde wohl auch Veronika Stoverink bestätigen. Im Gegensatz zu Willing zählt sie in Sachen Partnerschaft zu den „alten Hasen“. Nach einem über ihre Tochter entstandenen Kontakt übernahm Stoverink eine Patenschaft. Bei der aktuellen Reise wiesen sie und ihre Tochter unter anderem die ugandischen Partner in die Funktion der Trenntoiletten ein. „Die Partnerschaft ist wichtig, damit die Kinder sicher sein können, Schulbildung zu erhalten“, erzählt die Isselburgerin. Mit den Erfahrungen vor Ort habe sie weitere Patenschaften vermittelt.
Besondere Freude macht ihr die Kreativität, die die Zusammenarbeit frei setzt. „Die Ugander fühlen Wertschätzung, wenn sie zum Beispiel erfahren, dass in Deutschland Frauen für das Projekt handarbeiten“, sagt sie. Umgekehrt habe sie, als sie in Nakaseke den Kindern zeigte, wie man mit einem Schwungtuch spielt, mit diesen gemeinsam ein einfaches Stück Papier als Spielzeug genutzt. „Die Kinder hatten unbeschreiblichen Spaß“, erinnert sich Stoverink.
Genau solche persönlichen Beziehungen sind aus Bösings Sicht unverzichtbar. „Unser Projekt lebt von Beziehungen“, betont er, „deshalb ist es jung und kreativ.“ Denn nur persönliche Beziehungen ermöglichten es, einander „wirklich face to face zu begegnen und Hand in Hand zu arbeiten. Wir wollen unseren Partnern ja nichts vorsetzen, sondern alles mit ihnen so planen und aufbauen, wie es dorthin passt, damit sie sich damit identifizieren.“
Dass das funktioniert, lässt sich an der Ausstrahlungskraft des Projekts erkennen. „Es verzweigt sich“, sagt André Bösing, „viele Menschen aus der Region schauen sich die Schule als Beispiel an, sodass das Projekt insgesamt die dortige Entwicklung vorantreibt.“ Umso wichtiger ist es, dass es mit der Schuleinweihung noch nicht beendet ist. „Wir haben bisher viel gebaut“, erklärt Bösing, „künftig ist wichtig, den Menschen Standards für eine gute Zukunft mitzugeben.“ Das heiße beispielsweise, das Bewusstsein für den Wert von Lebensmittelhygiene und sauberem Wasser zu schärfen, letzteres etwa durch die Einrichtung der Toiletten.
Grundsätzlich gelte für die gesamte Partnerschaft, da sind sich Bösing, Stoverink und Willing einig: „Es ist beeindruckend, was man Menschen geben kann, wenn man ihnen Bildung ermöglicht, und es ist eine Freude, zu sehen, was Positives entsteht.“ Genau das wollen sie und der Eine-Welt-Kreis von St. Josef weiter fördern und suchen Paten für künftige Schulkinder. 25 Euro monatlich können diese Schulbesuch, Essen, Kleidung, Materialien und die Unterbringung im Internat kosten.